Meldungen aus dem Landesverband Saar
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„Wir weihen heute mehr als eine Infotafel ein“

Startschuss für neuen außerschulischen Lernort in St. Wendel

v.l.n.r.: Landrat Udo Recktenwald, Landesgeschäftsführer Carsten Baus, Bürgermeister Peter Klär, Ehrenamtlicher Thomas Hans, Landesvorsitzender Alwin Theobald, MdL, Bildungsreferentin Lilian Heinen-Krusche, Tim Recktenwald vom Amt für Umwelt, Grünflächen, Forsten und Nachhaltigkeit St. Wendel Volksbund/A. Zemlin-Kohlberger


Gestern kamen rund 50 Personen auf den Hauptfriedhof St. Wendel, um gemeinsam den neuen „außerschulischen Lernort Friedhof“ einzuweihen. Landrat Udo Recktenwald, Bürgermeister Peter Klär, Eva Henn vom BildungsNetzwerk des Landkreises, Ortsvorsteher, je eine Schulklasse des Gymnasiums Wendalinum und des Cusanus-Gymnasiums, Mitglieder des Volksbund-Landesvorstands, ehrenamtliche Unterstützer und viele Interessierte versammelten sich vor der neuen Geschichts- und Erinnerungstafel. Sie steht rechterhand des großen Gräberfelds des Zweiten Weltkriegs, etwas versetzt vor den beiden Hochkreuzen. Hinter den Hochkreuzen wehten die Fahnen Deutschlands, St. Wendels und des Volksbundes. Nach einer christlichen Andacht und den offiziellen Ansprachen verweilten die Besucherinnen und Besucher bei Kaltgetränken und lasen sich die Texte auf der Tafel durch.
 

Azubis des Bauhofs St. Wendel setzten die Infotafel in Szene

Auf der Geschichts- und Erinnerungstafel kann man Hintergrundinformationen zum Deutschen und Deutsch-Französischen Krieg sowie zu den beiden Weltkriegen nachlesen. Historische Bilder vermitteln einen Eindruck der Geschehnisse. Erarbeitet haben die Texte Bildungsreferentin Lilian Heinen-Krusche und Historiker Thomas Störmer, der sie zudem als Graphiker umsetzte. Fünf Auszubildende der Stadt Sankt Wendel wurden damit beauftragt, die Tafel in das Gesamtbild des Friedhofs einzufügen dabei ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. „Friedensarbeit zum Anfassen“, lobte Bürgermeister Klär die Idee und Umsetzung. Nicht nur am Volkstrauertag laden die Bänke und die Infotafel nun zum Verweilen und Nachdenken ein. Einer der Azubis nahm als Dankeschön stellvertretend für alle anderen Volksbund-Shirts und -taschen entgegen.

Und noch eine Danksagung war nötig, denn ohne ihn würden die Kreuze heute nicht aussehen, wie sie aussehen: Thomas Hans hat in den letzten zwei Jahren eigeninitiativ und ehrenamtlich und in guter Zusammenarbeit mit der Stadt sowohl die Grabsteine als auch die Hochkreuze gepflegt. Landesvorsitzender Alwin Theobald bedankte sich bei ihm mit dem Coin „Dank und Anerkennung“ und einer Urkunde.

„Ein Friedhof ist ein Ort, der erzählt“

Landrat Recktenwald brachte es in seiner Ansprache auf den Punkt: „Wir weihen heute mehr ein als eine Infotafel. Wir weihen einen Ort der Begegnungen, der Auseinandersetzung und des Lebens ein. Es ist ein Ort, der erzählt“. Bürgermeister Klär erzählte, dass seine Mutter ihren Vater nie kennenlernte, da er im Zweiten Weltkrieg fiel. Doch sie habe im „Lernort Familie“ die Welt nie in Opfer und Täter geteilt. Letztlich seien alle auf traurige Weise durch die Geschehnisse verbunden. Landesvorsitzender Theobald erklärte, dass die Geschichte mithilfe des Lernortes trotz der mittlerweile großen zeitlichen Distanz erzählt werden kann und durch die Kriegsgräber direkt neben der Tafel fassbar wird. Er dankte dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit sowie der Saarland-Sporttoto GmbH für die finanzielle Unterstützung.

Selbst entdecken, forschend lernen

Künftig werden auf der Kriegsgräberstätte an ausgewählten Gräbern Edelstahlstelen mit Kurzbiographien aufgestellt. Schulklassen sollen die Biographien mithilfe des Volksbundes und – wenn vorhanden – anhand von Unterlagen der Familien erarbeiten und die Patenschaft für die Stele übernehmen. Die Schülerinnen und Schüler erhalten kein fertiges Geschichtsbild, sondern können eigenständig die Kriegsgräberstätte erforschen und entdecken. Die zur Einweihung anwesenden Lehrkräfte zeigten großes Interesse an einer Zusammenarbeit. Im Landkreis St. Wendel wird die Erinnerungsarbeit großgeschrieben, sodass sich der neue Lernort in eine bereits vorhandene Erinnerungslandschaft eingliedern kann. Eva Henn vom BildungsNetzwerk des Landkreises wird ebenfalls unterstützen.

Herzlichen Dank an alle, die ihren Beitrag zu diesem Lernort geleistet haben!

Text: Amélie Zemlin-Kohlberger

Lilian Heinen-Krusche Bildungsreferentin