Meldungen aus dem Landesverband Saar
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Eine fast 100-jährige Lebacherin erzählt

Die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges prägen bis heute

Erna Herrmann (hinten) in Limburg, Sommer 1945 privat

Erna Herrmann, geboren am 13. November 1923 in Lebach, berichtet bei einem Besuch im Februar von ihrer Zeit im Reservelazarett. Das Reservelazarett in Lebach war ab 1941 in der ehemaligen Kaserne (heute Johannes-Kepler-Gymnasium) untergebracht. Frau Herrmann wurde dort 1942 als zivile Verwaltungskraft dienstverpflichtet. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, den Wehrsold der verwundeten Soldaten auszuzahlen.

Am 11. September 1944 gab es in Lebach und Umgebung einen Phosphorangriff (Brandbomben) der Royal Air Force. Dabei kam unter anderem Kurt Köhler (05.04.1900 – 11.09.1944), der als Zahlmeister in Fraulautern tätig war, ums Leben. Frau Herrmann hatte die schwere Aufgabe, der Witwe den privaten Nachlass auszuhändigen. Das war für sie damals eine aufregende Begegnung, die sie emotional sehr beschäftigt hat. Sie sagte, Kurt Köhler habe aufgrund der Explosion nur noch die Größe eines Säuglings gehabt. Die Witwe kam mit einem Zug aus Dresden und war mehrere Tage unterwegs. Sie übernachtete im Hotel Scherer in Lebach. Ihr Mann wurde auf der Kriegsgräberstätte in Lebach beerdigt (Grab Nr. 4).

Nach dem Angriff entschloss man sich, das Reservelazarett nach Limburg/Lahn zu verlegen. Alle transportfähigen Männer sowie Krankenschwestern und Verwaltungsangestellte kamen dort in einer leerstehenden Schule unter. So auch Frau Herrmann und sechs weitere junge Frauen. Ende März 1945 eroberten und besetzten US-Truppen Gebiete und Orte zwischen Limburg und Weilburg. Ein amerikanischer Kommandant bezog mit seinen Soldaten in Limburg gegenüber der Schule sein Hauptquartier. Die mangelnde Versorgungslage im Lazarett blieb den Amerikanern nicht lange verborgen, und so halfen sie des Öfteren mit Lebensmitteln aus. Auch im September 1945, als das Lazarett aufgelöst wurde, übernahmen sie den Rücktransport der sieben jungen Frauen nach Lebach. Diese waren ihnen zu tiefem Dank verpflichtet und behielten die amerikanischen Soldaten in guter Erinnerung.

Bei einem zweiten Besuch bei Frau Herrmann im April half sie dabei, den in Sütterlin geschriebenen Lebenslauf eines deutschen Soldaten zu entziffern. Der Soldat liegt auf der Lebacher Kriegsgräberstätte und kam beim Kampf um Lebach zu Tode.

Herzlichen Dank an Frau Herrmann und ihre Tochter für ihre Zeit und die ausführlichen Schilderungen!

Lilian Heinen-Krusche Bildungsreferentin