Meldungen aus dem Landesverband Saar
Meldungen aus dem Landesverband Saar

Grenzüberschreitender Volkstrauertag in Saarbrücken und Spicheren

Ministerpräsident Tobias Hans bei seiner Rede in der Ludwigskirche Volksbund/A. Zemlin-Kohlberger

In diesem Jahr konnte der LV Saar endlich wieder die zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag in der Saarbrücker Ludwigskirche ausrichten. Ca. 200 Personen sind der Einladung gefolgt oder spontan vorbeigekommen. (Die Kontaktdaten aller sind erfasst und die 3G-Nachweise kontrolliert worden, um für alle Anwesenden das höchste Maß an Sicherheit zu bieten.) Ministerpräsident Tobias Hans hielt eine eindrückliche Gedenkrede und erinnerte darin an die Geschehnisse beim Überfall auf die Sowjetunion vor 80 Jahren. Zusammen mit einem Schülerbeitrag sowie „Imagine“ von John Lennon und „Sag mir, wo die Blumen sind“ bildete dies eine gelungene und würdige Gedenkveranstaltung.

Landesvorsitzender Werner Hillen begrüßte die anwesenden Gäste sowie alle, die die Live-Übertragung im Radio mitverfolgten (Link zum Radio-Mitschnitt s.u.). Der Volkstrauertag sei nicht nur ein Tag der Trauer, sondern auch ein Tag der Erinnerung, des Gedenkens und der Mahnung zum Frieden, so Hillen. Er führte in das Thema der Gedenkstunde – Überfall auf die Sowjetunion vor 80 Jahren – ein und übergab das Wort an den Ministerpräsidenten Tobias Hans. 

Dieser erzeugte mit seiner detaillierten Beschreibung der Kriegshandlungen vor 80 Jahren Bilder in den Köpfen der Anwesenden. Er erinnerte auch an die vielen Zwangsarbeiter*innen, an Kriegsgefangene und deportierte Zivilisten. An all die Kriegsopfer, an die wir vor allem durch ihre Kriegsgräber im In- und Ausland erinnert werden.

„Leningrad, Babij-Jar, Katyn. Diese Orte stehen stellvertretend für den Schrecken, den dieser Krieg mit sich brachte. Diese Orte stehen für Rassenwahn und Antisemitismus, Zynismus und Menschenverachtung, Brutalität, Terror und Gewalt. Dieser Orte gibt es viele auf der Landkarte dieses Krieges. Dieser Orte gibt es viele auf der Landkarte aller Kriege. An diese Orte und an die Menschen, die dort zu Opfern wurden, wollen wir heute erinnern.“

Tobias Hans, Ministerpräsident

Hans dankte dem Volksbund als wichtigem Akteur der Versöhnungs- und Erinnerungsarbeit, der seit über hundert Jahren mahnt, erinnert und Bewusstsein schafft. Auch die Bildungsarbeit des Volksbundes, vor allem hier im Saarland, hob er hervor. Und doch, so denkt er, wird im nächsten Jahr der 100. Volkstrauertag (ins Leben gerufen vom Volksbund im Jahr 1922) zwar in Europa, aber nicht auf der ganzen Welt in Frieden begangen werden können. Zu vielfältig seien die Konflikte, die ausgetragen werden.

„Hier bei uns in Europa herrscht Frieden. Es ist ein Frieden, der mehr ist als die bloße Abwesenheit von Krieg. Ein Frieden, der auf Versöhnung der Völker, ja auf Freundschaft beruht. Ein Frieden, der sich ein Ziel gesetzt hat, nämlich die europäische Verständigung und das friedliche Zusammenleben der Menschen in einem geeinten Europa.“

Tobias Hans, Ministerpräsident

Das Thema „Frieden“ griff auch die AG Erinnerungsarbeit des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Lebach auf. Vier Schüler*innen haben sich Wege zum Frieden überlegt, die symbolisch durch Fußspuren dargestellt werden: Jeder Gast erhielt am Eingang der Kirche einen Fußabdruck. Vier Punkte bzw. Fußspuren auf dem Weg des Friedens haben sie in Bezug auf den Staat herausgearbeitet: Verträge im Sinne von internationalen Abkommen sowie überregionalen Bündnissen, Diplomatie, humanitäre Hilfe und Arbeit durch internationale Organisationen. Was jede/n unter uns angeht, so appellierten die Schüler*innen an uns, Verantwortung und Engagement zu übernehmen, in den Dialog zu treten, sich mit anderen Ländern, Kontinenten und Kulturen auszutauschen und vor allem: zu erinnern und wachsam zu sein. Sie riefen die Anwesenden dazu auf, mit ihnen gemeinsam den Weg des Friedens, der ein langer Weg sei, zu gehen.

Die Sängerin Kathrin Sicks, die für die krankheitsbedingt ausgefallene Florence Mottier-Klein vom Chorwurm einsprang, sang eindrucksvoll „Imagine“ von John Lennon sowie „Sag mir, wo die Blumen sind“ von Marlene Dietrich. Andreas Puhl begleitete sie am Klavier. Lieder, die bei so manch Einem Tränen und Gänsehaut auslösten.

Landtagspräsident Stephan Toscani verlas zum Schluss das Totengedenken, das letztes Jahr von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erweitert wurde.

Internationales Gedenken auf den Spicherer Höhen

Am Hochkreuz, am amerikanischen Ehrenstein sowie am Kreuz auf dem deutschen Soldatenfriedhof des Volksbundes wurden von deutschen und französischen Schüler*innen Kränze niedergelegt und das Totengedenken in allen drei Sprachen verlesen. Begleitet von der Harmonie municipale aus Spicheren sangen die Anwesenden die Nationalhymnen, das Lied „Ein guter Kamerad“ und die Europahymne.

Zusammen mit unserem Landesvorsitzenden gedachten Ministerpräsident Tobias Hans, Landtagspräsident Stephan Toscani, Oberbürgermeister der Stadt Saarbrücken, Uwe Conradt, Abgeordneter Christophe Arend, Bürgermeister der Gemeinde Spicheren, Claude Klein, Oberst Matthias Reibold, Kommandeur des Landeskommando Saarland, René Drouin (Délégué Général du Souvenir Français de la Moselle), Arnaud Schlippi (Délégué Général Adjoint du Souvenir Français de la Moselle Est et Sud und Vorsitzender des Souvenir Français von Sarreguemines) sowie der amerikanische Colonel Douglas LeVien der Kriegstoten der Weltkriege und des Deutsch-Französischen Krieges.

Begleitet wurden sie von Soldat*innen sowie Reservisten der Bundeswehr, einer amerikanischen Fahnenabordnung, französischer Portes Drapeaux , der französischen Feuerwehr und vielen weiteren Gästen und Mitgliedern des Volksbundes.

Beim anschließenden Ehrenwein in Spicheren, der aufgrund ihrer Größe dieses Jahr in die Mehrzweckhalle neben dem Rathaus verlegt wurde, sprachen der Bürgermeister Klein, unser Landesvorsitzender sowie Oberst Matthias Reibold zu den Gästen.

Ehrung mit Urkunde

Zudem fand eine besondere Ehrung statt: Arnaud Schlippi, Lehrer an der Institution Sainte Chrétienne Sarreguemines und ehrenamtlich sehr engagiert in der Erinnerungsarbeit, wurde von Werner Hillen und Landesgeschäftsführer Carsten Baus zum „Délégué général des Fédérations Régionales de la Sarre et de la Rhénanie-Palatinat du Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. LV Saar pour les relations aux écoles en France et au Souvenir Français“ ernannt und ist nun also offiziell zuständig für die Beziehungen des LV Saar zu Schulen in Frankreich und zum Souvenir Français. Wir gratulieren herzlich und bedanken uns für die wunderbare Zusammenarbeit!

Ein großer Dank geht an alle Beteiligten dieses Volkstrauertags, der nach einem Jahr Pause eine große Bedeutung für alle hatte. Wir sind froh, dass er wieder stattfinden konnte, und hoffen auf eine Durchführung ohne Abstand und Kontrollen im nächsten Jahr.