Meldungen aus dem Landesverband Saar
Meldungen aus dem Landesverband Saar

Einsatz für Volksbund-Umbetter in St. Wendel

Grabstätte nun als Mahnmal gut sichtbar

Die neue Grablage der 22 Kriegstoten kann über einen eigens angelegten Weg gut erreicht werden. Kreisstadt St. Wendel

Vor zwei Jahren war Joachim Kozlowski, der einzige hauptamtliche Umbetter des Volksbundes, der in Deutschland tätig ist, gleich zweimal im Saarland. In St. Wendel-Bliesen bettete er 22 Kriegstote um, sodass diese jetzt am Eingang des Friedhofs ruhen. Vorher waren ihre Grabsteine hinter hohen Hecken verschwunden.

Die Städte Völklingen und St. Wendel hatten schon vor längerer Zeit über Umbettungen von Kriegsopfern diskutiert. Die entsprechenden Anträge wurden schließlich auch vom zuständigen Landesamt für Soziales genehmigt. Das Landesamt prüft anhand des Gräbergesetzes, ob es sich bei den Umzubettenden um Kriegsopfer handelt und ob die geplante Umbettung rechtmäßig umzusetzen ist. Es vergibt zudem die jährliche Pflege- und Instandsetzungspauschale an die saarländischen Kommunen.

Jahrelange Vorbereitung führt endlich zum Ziel

Im Juni 2021, zwei Monate nach der Umbettung in Völklingen, steht Kozlowski wieder in einer Erdgrube, wieder umgeben von Baggern und Neugierigen bzw. Helfern. Dieses Mal ist der Schauplatz der Alte Friedhof in St. Wendel-Bliesen. Mit dabei sind Wolfgang Theis, Ortsvorsteher von Bliesen, Udo Ritter von der Kreisstadt St. Wendel und Werner Hillen sowie Elvira Sauer und Amélie Zemlin-Kohlberger vom LV Saar. Heute geht es um 22 Kriegsopfer, die in eine neue Begräbnisstätte auf dem Gemeindefriedhof umgebettet werden sollen. Der Alte Friedhof wird schon lange nicht mehr genutzt und liegt versteckt direkt neben dem „neuen“ Friedhof.

Bereits 2017 wurde im Ortsrat eine Umstrukturierung dieser Gräber thematisiert und anschließend in die Wege geleitet. Die Gräber an sich waren in gutem Zustand, doch die Grabstätte verschwand unter kniehohem Gras und hinter einer dicken Hecke immer mehr aus der öffentlichen Wahrnehmung. Die Mitglieder des Ortsrats wollten sie wieder in den Fokus der Bevölkerung rücken. Ähnlich wie in Völklingen wurde auch dieser Antrag genehmigt. Aufgrund anderweitiger Baumaßnahmen kam jedoch der ursprünglich ausgesuchte Ort für die neue Begräbnisstätte nicht mehr infrage, sodass die für Sommer 2019 geplante Umbettung nicht durchgeführt werden konnte. Stattdessen einigte man sich auf den Eingangsbereich des Friedhofs, wo die kleine Kriegsgräberstätte heute als (Gedenk-)Ort der mahnenden Erinnerung präsent ist.

Unverhoffte Spende

Der Ortsvorsteher, Wolfgang Theis, hatte im Amtsblatt über die anstehenden Arbeiten auf dem Alten Friedhof informiert und Angehörige aufgerufen, ihn bei Fragen zu kontaktieren. Doch es meldete sich niemand.

Am Tag unseres Besuchs jedoch erscheint plötzlich eine Dame aus dem Ort, die mit Elvira Sauer ins Gespräch gekommen war. Sie will sich einen Eindruck vom Geschehen verschaffen, bleibt eine Weile bei der Gruppe und lässt sich von Kozlowski seine Vorgehensweise erklären. Angehörige der Kriegsopfer kennt aber auch sie nicht. „Mir war gar nicht bewusst, dass der Volksbund so etwas auch im Inland macht“, sagt sie überrascht. „Ich kenne Sie nur von der örtlichen Haus- und Straßensammlung“. Sprach’s und kehrt kurz darauf mit einer Geldspende zurück. „Danke, dass Sie mir das alles gezeigt haben. Das ist wirklich sehr spannend. Ich finde es gut, dass die Gräber nun wieder mehr in den Blickpunkt geraten“.

Und das tun sie auf jeden Fall. Direkt am Eingang des Friedhofs sieht man jetzt auf den ersten Blick zwei Reihen mit Grabkreuzen; an manchen stehen sogar Kerzen und Fotos. Wenn sich auch kein Angehöriger gemeldet hat, so scheint es doch noch Menschen zu geben, die an die Kriegstoten denken.

Vielen Dank an die Kreisstadt St. Wendel, Ortsvorsteher Theis, das Landesamt für Soziales, Umbetter Joachim Kozlowski und an alle weiteren Beteiligten für die gute Zusammenarbeit!

Amélie Zemlin-Kohlberger Assistentin für Öffentlichkeitsarbeit