Meldungen aus dem Landesverband Saar
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Neue Kriegsgräberstätte in Völklingen eingeweiht

Volksbund-Umbetter war beteiligt

Oberbürgermeisterin Christiane Blatt und Landesvorsitzendem Werner Hillen hielten kurze Grußworte, bevor Pfarrer Horst Gaevert (Evang. Kirche) und Gemeindereferentin Andrea Schwindling (Kath. Kirche) das Totengedenken verlasen und die Kriegsgräberstätte segneten. Volksbund/A.Zemlin-Kohlberger

Vor knapp zwei Jahren fand eine Aus- und Umbettung von 37 Kriegstoten durch Joachim Kozlowski vom Volksbund auf dem Völklinger Waldfriedhof statt. Gestern wurde die neu angelegte Kriegsgräberstätte eingeweiht. Oberbürgermeisterin Christine Blatt hatte das im Saarland für Kriegsgräberstätten zuständige Landesamt für Soziales sowie den Volksbund dazu eingeladen. Teilgenommen haben außerdem Vertreter der Bundeswehr und des Reservistenverbandes, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Völklingen sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger.

In ihrer Rede dankte Oberbürgermeisterin Blatt allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit und die gelungene Kriegsgräberstätte am Eingang des Friedhofs. Landesvorsitzender Werner Hillen erinnerte an Albert Schweitzer, der sagte, dass Soldatengräber die großen Prediger des Friedens seien. Diese neue Kriegsgräberstätte sei laut Hillen ein würdiger Erinnerungsort, der uns zum Erhalt des Friedens mahne. Nach den Grußworten wurden das Totengedenken verlesen und die letzte Ruhestätte der Kriegstoten gesegnet.
 

Gleich zwei Umbettungsaufträge im Saarland in einem Jahr

Im April 2021 hatte alles begonnen. Joachim Kozlowski, einziger hauptamtlicher Umbetter des Volksbundes, der in Deutschland tätig ist, nahm in dem Jahr gleich zweimal den Weg vom heimischen Brandenburg ins Saarland auf sich. Die Städte Völklingen und St. Wendel hatten schon vor längerer Zeit über Umbettungen von Kriegsopfern diskutiert. Die entsprechenden Anträge wurden schließlich auch vom zuständigen Landesamt für Soziales genehmigt. Das Landesamt prüft anhand des Gräbergesetzes, ob es sich bei den Umzubettenden um Kriegsopfer handelt und ob die geplante Umbettung rechtmäßig umzusetzen ist. Es vergibt zudem die jährliche Pflege- und Instandsetzungspauschale an die saarländischen Kommunen.

Im Falle Völklingens wurde ein Antrag auf Umbettung gestellt, da die Gräber von 37 Opfern von Krieg- und Gewaltherrschaft sich in verstreuter Lage auf dem Waldfriedhof befanden. Einzelne Gräber der Gemeinde, die dazwischen lagen, waren nach Ablauf des Nutzungsrechts eingeebnet worden. Eine Projektskizze zeigt auf, dass die Kriegsopfer künftig gemeinsam in einer neu zu schaffenden Begräbnisstätte am Eingang des Friedhofs verbleiben sollten. Dem Antrag wurde stattgegeben, sodass Kozlowski die Gebeine in einer einwöchigen Aktion aus- und wieder einbetten konnte. Zusätzlich sind dort auch zwei Kriegstote bestattet worden, deren Gebeine kurz vorher in Perl gefunden worden waren.

Gewissenhafte, respektvolle Arbeit mit den Gebeinen

Wie verläuft so eine Umbettung? Der LV Saar war bei der Umbettung im April 2021 dabei.

Joachim Kozlowski steht bis zur Hüfte in einer rechteckigen Erdgrube auf dem Völklinger Waldfriedhof, den Spaten in der Hand, und bittet den Baggerfahrer, noch eine Schicht Erde abzutragen. Um ihn herum versammeln sich zwei weitere Helfer der Stadt in Arbeitskleidung sowie zwei Neugierige vom LV Saar: Werner Hillen, Landesvorsitzender, und Amélie Zemlin-Kohlberger, Assistentin für Öffentlichkeitsarbeit.

Kozlowski zeigt die Halle, in der sich schon zwei kleine offene Sarkophage aus Kunststoff mit Gebeinen befinden. „Hier stehen sie geschützt und die Knochen können trocknen“, so der Umbetter. Dann geht es zurück in den mit weiß-rotem Absperrband geschützten Bereich, in dem zwei Bagger und Mitarbeitende der Stadt Völklingen warten. Die Umbettung wurde im Vorfeld nicht angekündigt, um Grabräubern keine Chance zu geben. Um die Grabungsstätte herum liegen Utensilien, die Kozlowski für seine Arbeit braucht: Spaten, Metalldetektor, kleine Schippe, Plastikschilder mit Nummern und eine Gräberliste, an der er sich orientieren kann.

Der Umbetter arbeitet sich Stück für Stück voran, ruhig und strategisch. Fragen von den Umstehenden, z. B. anhand welcher anatomischer Merkmale er erkennt, ob die Gebeine einer weiblichen oder einer männlichen Person zugehörig sind, beantwortet er geduldig. Kozlowski macht seine Arbeit gern und kann sein Wissen aus der Zeit als Bundeswehrsanitäter gut einsetzen. Ab und zu hält er Fundstücke wie Amulette oder kleine Kreuze in die Höhe. Diese landen gemeinsam mit den Gebeinen in den Sarkophagen, welche wiederum mit den nummerierten Schildern versehen werden, damit eine korrekte Zuordnung stattfinden kann.

Abschluss des Projekts

In den folgenden Monaten wurde die neue Kriegsgräberstätte von der Stadt Völklingen errichtet und bepflanzt. Mit der offiziellen Einweihung fand das Projekt nun seinen Abschluss. Die neue Anlage kann sich sehen lassen. Statt Kreuzen wurden nummerierte Steine in den Boden eingesetzt. Die 39 Steine bilden vor einer gemauerten Wand, an der eine Gedenktafel angebracht wurde, einen Halbkreis. Links und rechts der Gedenktafel befinden sich zwei weitere Tafeln, auf denen die Nummern der Steine mit dem dazugehörigen Namen und den Lebensdaten der Kriegstoten verzeichnet sind. Zwei Bänke laden zum Verweilen ein.

Wir freuen uns, dass die Umbettung erfolgreich stattfand und die Kriegstoten auf dem Völklinger Waldfriedhof jetzt eine würdige und ansehnliche Kriegsgräberstätte erhalten haben. Vielen Dank an das Landesamt für Soziales, die Stadt Völklingen, Umbetter Joachim Kozlowski und alle weiteren Beteiligten!

Amélie Zemlin-Kohlberger Assistentin für Öffentlichkeitsarbeit